Deluminator – Interview

*Bing* „Sie haben eine neue Nachricht.“ Da nervte Facebook schon wieder, ein Kumpel schickte mir einen Bandcamp-Link.

Deluminator…erstmal gelacht, aber angemacht. Coronary hieß diese Scheibe, das fand ich echt fresh. Kurz nach Weihnachten 2014 spielte die Band auf dem „For the Kids„-Fest in Leipzig, für mich war diese Band ein Grund mich dahin zu bewegen. FETTER AUFTRITT! Also danach den Sänger vollgequatscht was sie an Releases planen, es entwickelte sich zu einem Deal für ein neues Release auf Tape. Voller Erfolg für mich, ausserdem haben die Jungs auch was zu erzählen, also dachte ich, es ist an der Zeit für ein Interview!

Deluminator Live -  Phos Phoros Photography

Hallo Tariq, wie geht es dir? Was macht das Leben? Du singst ja bei Deluminator, also stell doch dich und deine Band mal vor.

Hey Flo, alles cool hier im Hauptquartier. Das Leben belohnt mich, wie immer, mit den süßesten Früchten. Also, Deluminator sind Felix und Hannes an der Gitarre, Franz am Bass, Olli am Schlagzeug und ich am Mikro. Die Band setzt sich aus Mitgliedern von Vengeance Today und Face Your Pain zusammen. Gegründet wurde sie im Frühjahr 2014 als wir so einen besten-Kumpel-Abend bei mir in der Bude gemacht haben. Vielleicht kennst du solche Abende ja. Wir hatten uns schon länger überlegt, was zusammen zu starten und an dem Abend wurde der Name für das ganze Ding gefunden und Anlauf genommen. Bei den ersten Proben waren wir nur Franz, Felix, Olli und ich. Hannes, unser zweiter Gitarrist kam dann einen Monat später ins Boot. Dann schrieben wir beizeiten unsere erste EP namens „Coronary„, veröffentlichten diese im Mai 2014, spielten im Juni unsere erste Show und im Oktober unsere erste Tour. Im November haben wir dann unsere zweite EP namens „Enemy Of God“ aufgenommen, die wir nun auch auf drei Shows released haben.

Leider kenne ich solche Abende nicht, ich habe keine Freunde. Spaß beiseite, wie kam es zu eurem Namen?

Der Name Deluminator stammt aus der Bücherreihe „Harry Potter“. Dumbledore’s Deluminator. Da wir alle auf solchen Fantasy-Kram abfahren, wurden wir uns da ganz schnell einig. Witzigerweise glotzten wir an besagtem besten-Kumpel-Abend Harry Potter Filme und sind dadurch zu dem Namen gekommen.

Ich finde das ist mal eine gute Idee für einen Namen! Ich dachte mir ja schon etwas in diese Richtung, leider habe ich nur den Herrn der Ringe gelesen und ich finde Aragorn oder Legolas sind eher uncoole Bandnamen. Die hebe ich mir lieber für meinen Erstgeborenen auf, „Aragorn-Lutz“ macht schon ziemlich was her. Woher kommt ihr eigentlich?

Hardcore ist kein Spaß, du solltest das am besten wissen. Jedenfalls, drei von uns wohnen in Dresden, einer wohnt nahe Nossen und der andere nahe Meißen. Generell hängen wir aber immer alle zusammen oft in Dresden ab.

Dresden, da hört man ja zur Zeit nicht soviel positives. Was habt ihr von PEGIDA mitbekommen und was denkst du darüber?

In der Tat macht sich die sächsische Landeshauptstadt momentan nicht mit weltoffenen Schlagzeilen beliebt. Ich glaube mittlerweile jeder in dieser Stadt hat das Stichwort PEGIDA schon einmal gehört und verbindet damit irgendwas. Es ist hier zu einem Namen wie Coca Cola geworden. Jeder redet darüber, ob nun positiv oder negativ. Meine Meinung dazu lässt sich kaum mit netten Worten umschreiben. Ich finde es unfassbar, wie im Jahre 2015 zehntausende Einwohner einer Großstadt nicht in der Lage sind, ihren Kopf anzustrengen. Die Absichten, die dieser Verein hat sind nicht erst absehbar, wenn man einen Abschluss an der Uni hat. Diese Menschen schüren Fremdenhass und machen Ausländer und Muslime für ihre eigenen Probleme verantwortlich. Es ist schwierig das Phänomen, das Ansichten der bürgerlichen Mitte für rassistische Absichten missbraucht werden, in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Da ich der Meinung bin, dass jede Aufmerksamkeit, egal wo oder wie, dieser Bewegung zu gute kommt, möchte ich darüber auch nicht mehr sagen als: PEGIDA ist rassistische Scheiße und Befürworter oder Sympathisanten sollten lernen ihren scheiß Schädel einzuschalten.

Ich denke da sind wir uns ziemlich einig. Was verbindest du mit „Enemy Of God“ bzw. wie seid ihr auf diesen Titel gekommen, das ist ja schon eine Ansage in Richtung Religion.

Der EP Name „Enemy of God“ war ein Vorschlag von mir und die Jungs fanden ihn auf Anhieb gut. Generell schreibe ich meine Texte in Situationen in denen ich extremst angepisst bin. Der Text zu „Enemy of God“ entstand am Männertag 2014. Was da vorgefallen ist, schildere ich jetzt lieber nicht. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass dem Verständnis eines Textes immer eine persönliche Interpretation zugrunde liegen sollte. Aus diesem Grund werde ich jetzt nicht schildern, was ich mir jetzt im Einzelnen bei dem Text zum Titeltrack der EP gedacht habe. Es ist keine Ansage gegen Religion, im Gegenteil. Jeder Mensch kann daran glauben, wonach ihm Lust und Laune stehen. Ich persönlich sehe ich mich nur nicht in der Lage dazu mit dem Glauben an einen Gott glücklich zu werden.

Wo und wie ist die EP erschienen?

Die EP ist Ende März auf drei Shows in Weimar, Roßwein und Aue mit Harm/Shelter erschienen. Gute Jungs – wer sie nicht kennt, unbedingt geben! Das ganze Ding bringt Choke Records auf Vinyl und ihr mit Redbeards Revolt Records auf Tape raus.

Wie seid ihr zu Choke Records gekommen? Nach RRR muss ich nicht fragen, das wissen Morris und ich ja am besten selbst haha. Was war euch wichtig? Was denkst du warum derzeit so viele Bands wieder auf Vinyl und Tape umsteigen?

Dass wir bei Choke Records gelandet sind, war ein mehr oder weniger glücklicher Zufall. Ich kannte Danny schon, weil wir zusammen einige Shows mit seiner Band Contrasts gespielt und uns auf Anhieb gut verstanden haben. Er sagte mir irgendwann mal, dass er wieder Bock auf ein eigenes Label hätte und wir ihm Bescheid geben sollen, wenn wir was neues machen. Das war es dann praktisch auch schon. An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an den Kerl. Er investiert Unmengen an Geld an unseren Sauhaufen. Und an dich natürlich auch, Flo. Uns war einfach wichtig, dass wir mit Labels zusammenarbeiten, die uns unterstützen, wo sie können und wir das auch irgendwie zurückgeben. Es sollte eine gute und freundschaftliche Verständigung gegeben sein und das Klima weniger einem Arbeitsverhältnis, sondern einem angenehmen Geben und Nehmen gleichen. Ich denke mit Choke und Redbeards Revolt haben wir das, was uns wichtig ist, zu 100% erreicht. Ich glaube die Antwort darauf ist relativ einfach. Der Hörer dieser Tage bevorzugt digitale Musik oder ein besonders schönes physisches Medium. Dass eine Schallplatte schöner zum Anschauen und Abnerden ist als eine CD sehen viele Leute so, inklusive mir. Die Sammlerleidenschaft wird dabei geweckt, genau wie bei Tapes. Es hat etwas nostalgisches. Man fühlt sich dem Oldschool Way of Life verbunden. Der Markt für Platten und Tapes boomt und die Bands passen ihre Datenträger demnach an.

Ich denke, es ist überhaupt eine gute Sache das Menschen wieder mehr Kohle in Musik investieren als nur in Merch, also ist es so oder so eine gute Entwicklung. Wer oder was beeinflusst euch als Band am Meisten beim Schreiben von neuer Musik?

Ich denke es ist vorrangig garnicht so wichtig in was man investiert. Auch mit einem Shirtkauf unterstützt man die Bands, die man mag. Das Bewusstsein dafür ist aber auf jeden Fall gegeben in unserem Umkreis.

Generell würde ich sagen lehnen wir uns einfach nur an unsere Lieblingsbands an. Viele Leute berücksichtigen beim Songwriting ihre Gefühle. Bei uns soll es einfach nur fies klingen und ordentlich nach vorn gehen. Stumpf ist Trumpf, das war von Anfang an die Intention. Dabei sind unsere Vorbilder Oldschool Metal Bands, wie Judas Priest, Slayer und Metallica oder auch Hardcore Bands, die sich in letzter Zeit mehr von Metal beeinflussen lassen, wie zum Beispiel Nails, Black Breath oder Weekend Nachos. Solche Mucke wollten wir von Anfang an machen und das Ziel wurde erreicht, denke ich.

Ich hab mit mitbekommen dass du Edge bist, wie verhält sich das beim Rest deiner Band? Legt ihr Wert auf soetwas?

Generell legt bei uns keiner wirklich Wert auf Edge sein oder nicht. Zwei von uns leben den drugfree lifestyle und der Rest den drug lifestyle. Ebenso verhält es sich mit Veganismus – zwei leben vegan, der Rest nicht. Bei uns funktioniert das ziemlich gut. Jeder akzeptiert, was der andere tut und das ist gut so. Wir propagieren das ganze nicht nach außen – jeder sollte das tun, worauf er Bock hat. Nicht überall ist es selbstverständlich, dass Veganismus oder Straight Edge als gesunde Lebenseinstellung oder überhaupt als Teil einer Person, die noch ganz bei Trost ist, angesehen werden. Deshalb legen wir besonders wert auf einen respektvollen Umgang mit den Sachen, die dem Gegenüber wichtig sind.

Deluminator Live - Simon Aster Photography

Was steht bei euch in Zukunft an? Was habt ihr geplant?

Gute Frage. Wir haben viel vor. Momentan arbeiten wir an einer Full Length, welche hoffentlich irgendwann nächstes Jahr erscheint. Hauptsächlich wollen wir aber erstmal so viele Shows spielen wie nötig. Wir haben im Juni eine Tour mit Slope geplant. Im Oktober wird es noch eine weitere geben. Zwei Weekender sind auch in Planung. Wir wollen die Scheiße so gut es geht vermarkten, die Platten unter die Leute bringen und uns einen Namen machen. Das ist der Plan. Wir sind alle Studenten, noch haben wir Zeit.

Student müsste man sein! Wie kamst du eigentlich zum Hardcore?

Die Frage aller Fragen, was? So genau kann ich dir das garnicht sagen beziehungsweise kann ich es zeitlich garnicht einordnen. Das ganze kam auf jeden Fall durch die örtliche Punkszene ins Rollen. Als ich auf’s Gymnasium ging bestand meine Clique aus Punkrockern. Wir sind so oft es ging zu Deutschpunk Konzerten im Erzgebirge gefahren, egal ob mit Zug oder volljährigem Fahrer, Hauptsache raus von zuhause. Wir haben uns dort als Teenager vollgesoffen und hatten einfach die angenehmste Zeit bei cooler Mucke und freundlichen Menschen. Irgendwann kamen ziemlich zeitgleich zwei Kumpels auf mich zu und zeigten mir Bands wie Hatebreed und Blood for Blood. Ich fand es auf Anhieb geil, hab mir im Internet mehr Mucke besorgt und feierte Bands wie Cruel Hand und Black Friday 29. Dann nahm die Entwicklung praktisch ihren Lauf.

Dir gehören die letzten Worte, lass alles raus was du schon immer mal sagen wolltest! Ich bedanke mich an dieser Stelle schonmal das du dir Zeit genommen hast! 

Erstmal, vielen Dank an dich, Flo, für die Möglichkeit das hier machen zu können. Interviews sind ziemliches Neuland für die Band, ich hoffe es ist nicht komplett beschissen. Kids, wenn ihr Zeit habt, checkt unsere Freunde Method of Proof, Remover, Soulground, Ashes, Stand Your Ground, Lucifer the Lightbearer und Dull Eyes. Diese Jungs keepen den Punk Spirit alive. DLMNTRx2k15!

Florian Fandrich

Für weitere Informationen checkt:

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Fotos: Simon Aster Photography & Phos Phoros Photography

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