Optimist / Bitterness Exhumed – Interview
|Zwei Metal-Schwergewichte im Split-Interview über ihre gemeinsame Split LP, welche diesen Mai via BDHW erscheint.
Hallo ihr zwei! Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, euch meinen Fragen zu stellen. Der Grund dafür ist natürlich das bald erscheinende Split-Release eurer beiden Bands, über das wir ein bisschen quatschen wollen. Aber fangen wir erst einmal ganz vorne an: Stellt bitte euch und eure Bands vor.
Sascha: Hallo, mein Name ist Sascha und ich bin Gitarrist bei Optimist. Zu der Band gehören noch Kevin (Gesang), Micha (Bass) und der Frank (Drums). Uns gibt es seit 2010 und wir kommen alle aus dem schönen Ruhrgebiet.
Seb: Mein Name ist Seb, ich singe für BXE. Zur Band gehören außer mir noch Stephan (Gitarre), Mike (Bass), Tao (Schlagzeug) und Moshfred (Gitarre). Uns gibt es ca seit 4 Jahren und wir kommen aus dem Saar/Pfalz Hood.
Wie kam bei euch der Kontakt zu stande? Wieso habt ihr euch gerade für die jeweils andere Band entschieden, als es um die Möglichkeit einer Split ging?
Sascha: Wie genau der Kontakt anfänglich zustande kam, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr. Ich hatte mal irgendwann das Video von den Jungs zu „Ripe Trauma“ auf YouTube gesehen und dachte nur: „Wahnsinn.. was eine Abrissbirne!“ Ich glaube, es gab da auch schon Facebook-Kontakt zwischen Leuten beider Bands.
Persönlich hatten wir uns dann 2014 auf einer Show im JUZ Illingen kennengelernt, wo beide Bands gespielt haben. Und was soll ich sagen, …Liebe auf den ersten Blick, ha ha ha. Sehr coole, nette Jungs und irgendwie alle auf einer Wellenlänge. Ich glaube das Thema Split schwebte dann eh irgendwie die ganze Zeit im Raum rum und so kam es dann auch dazu.
Seb: Mmmh, wenn ich mich recht entsinne, hatte ich den Jungs eine Nachricht geschrieben und sie zu ihrem Release beglückwünscht. Irgendwie stellte sich dann raus, dass die Jungs umgekehrt unser Video zu „Ripe Trauma“ von der letzten 12″ ziemlich abgefeiert haben und so hat man sich kennen gelernt. Der Split-Gedanke entstand dann ganz klassisch aus der Tatsache, dass wir uns menschlich und musikalisch auf einer Wellenlänge befinden. Es passt einfach.

Wenn ihr jeweils die andere Band der Split einem Fremden beschreiben müsstet, wie würde das aussehen?
Sascha: Bitterness Exhumed ist so, als würde man mit dem Kopf in einen Garten-Schredder reinfallen, den Rest, der übrig bleibt in einen Müllsack stecken und dann den Sack in aller Ruhe immer wieder vor eine Betonwand klatschen… und das in knapp zwei Minuten. Sehr fieses, mächtiges Brett. Muß man sich auch defintiv live anschauen! Und überhaupt auch mal die alten Sachen von BxE abchecken. Falls man es noch nicht kennt, es lohnt sich… Dampfwalze.
Seb: Düsterer HC mit gehöriger Death Kante und sozialkritischen, deutschen Texten. Eine Walze allererster Kajüte, die in Deutschland dieser Tage seinesgleichen sucht. Außerdem sexy as fuck!
Ihr seid ja beide mit euren Bands in ähnlich harten musikalischen Gefilden unterwegs. Überschneiden sich eure Bands auch inhaltlich oder geht ihr da in verschiedene Richtungen? Gerade Optimist hat sich ja Gesellschaftskritik par excellence auf die Fahne geschrieben.
Sascha: Oh, ich bin jetzt nicht so der „Texte-Analytiker“ bei Bands, von daher kann ich zu BxE jetzt gar nicht so genau was sagen bzgl. deren Inhalte. Ich glaube das es bei Bitterness teilweise eher persönliche Texte sind, so habe ich das zumindest mal im Gespräch mit Seb verstanden. Ich denke aber dass wir eigentlich im Grundlegenden gleicher Meinung sind bzgl. der Gesellschaftskritik, die in unseren und auch deren Songs geäußert wird.
Es kann sein, dass es teilweise bei uns gesellschaftskritischer rüber kommt , da ja auch die „Verpackung“ und die Sprache der Botschaft in den Songs dazu maßgeblich beitragen. Für Leute im deutschsprachigen Raum kommt die Botschaft bei uns wahrscheinlich wesentlich direkter an, da wir deutsche Texte haben und der Kevin auch teilweise sehr drastisch Dinge anspricht. Bei der anderssprachigen Bevölkerung sieht das dann eventuell auch schon wieder anders aus. Bei BxE ist das Ganze wohl eher ein wenig verschlüsselter gestaltet, so das man sich selbst auch seine Gedanken machen kann. Ich glaube das wir insgesamt aber auf einer Linie liegen.
Seb: Für mich ist klar, dass wir sicherlich bei inhaltlichen „Glaubenssätzen“ übereinstimmen. Textlich ist der Kontext bei BXE jedoch oftmals offener gehalten. Meine Texte schildern gleichsam persönliche und sehr emotionale Erfahrungen, haben oft aber auch sozialkritische Bezüge, wenn diese auch nicht offen da liegen. Die Grundlagen der Text-Ideen basieren jedoch oft auf solcherlei Kontext. Ich schreibe selten direkt.
Wir durften freundlicherweise die Songpremieren von zwei Songs der Split übernehmen. Findet ein derart harter Sound großen Anklang in Deutschland? Was für Resonanzen kamen bei euch an?
Sascha: Ja, auf jeden Fall. Es gibt hier in Deutschland sehr viele geile harte Bands. Und erstaunlicherweise haben wir im Großen und Ganze auch immer sehr gute und positive Resonanzen bekommen. Hätten wir jetzt so auch nicht mit gerechnet, da wir von Anfang an eigentlich nur auf uns geschaut haben, um das zu tun worauf wir Bock haben. Ohne auf irgendetwas musikalisch Rücksicht zu nehmen.
Und das Optimist dann viele neue Freunde gefunden hat, die unsere Musik gut finden, freut uns natürlich sehr. Klar, es gibt Leute, denen ist das zu hart oder den anderen zu sehr Metal oder auch wiederum zu Hardcore-lastig oder zu soft, aber das ist ja auch gut so. Jeder hat seinen eigenen Geschmack. Aber wie gesagt, glücklicherweise habe ich noch keine negative Statements zu unserer Musik bekommen.
Und im Endeffekt …Wir (und ich denke auch BxE) machen die Musik, weil wir sie so gut finden wie sie ist und nicht darauf achten was bei Typ XY gut ankommt, oder was aktuell trendy ist!
Seb: Fast jeder, der bisher die Songs gehört hat und das Bedürfnis hatte, uns diesbezüglich etwas zu sagen, war positiv gestimmt. Ich denke schon, dass unsere beiden Bands und ihre musikalischen Richtungen Anklang finden (könnten). Oftmals ist das ja aber eher eine Frage danach, ob sich die Songs gut verbreiten lassen und man ihnen eine Chance gibt. Für mich gehören sowohl die Optimist, als auch BXE-Sachen zum besten Material, dass in dieser Richtung aktuell in Deutschland existiert. Ich liebe unsere Musik.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit BDHW? Soweit ich weiß, war Bitterness Exhumed bisher nicht involviert in einer Arbeit mit dem Label. Profitiert ihr da von der Wahlheimat von OPTIMIST? Stand es überhaupt im Raum bei einem anderen Label zu releasen?
Sascha: Oh, sorry… Ich bin bei uns nicht der „Business-Mann“. Da kann ich euch nicht viel zu sagen, außer das wir von Anfang an bei BDHW waren und der Toni unser Mann ist für Releases. BDHW macht einen tollen Job für uns! Toni und Sandra sind super nette, herzliche Menschen, die Vollgas geben und das Ganze mit Herzblut machen.
Seb: Toni kam bereits nach dem Release unseres „Doomridden„-Albums auf uns zu und wollte mit uns arbeiten. Der Release des „A Place Of Many Ghosts„-Albums war dann ursprünglich auch über BDHW geplant. Aus Gründen, die sich damals aber in Tonis privatem Umfeld ergeben haben und die eine enorme zeitliche Verzögerung des Releases nach sich gezogen hätten, haben wir uns dann letztlich entschieden, mit Marcel und Demons Run Amok zu kooperieren.
Der Umstand, dass Optimist auf BDHW waren/sind, war ein schöner Zufall und somit kommt ja jetzt nun die schon lange geplante Zusammenarbeit zustande. Sicherlich können wir von Tonis harter Arbeit für BDHW profitieren. Er ist ein guter Kerl und wir respektieren seine Arbeit über alle Maßen. Im Kontext der Split war kein anderes Label im Gespräch.
Split-Releases sind immer eine schöne Sache um sich zu präsentieren und mit einer befreundeten Band zusammenzuarbeiten, allerdings bleiben sie meiner Meinung nach im Punkto Promo und Material deutlich hinter einer Full-Length für die jeweilige Band zurück. Wie sehen die Pläne für die Zukunft bei euch jeweils aus?
Sascha: Die Zukunft sieht super aus, hoffentlich 😉 Ich denke nicht, dass eine Split nur so „nebenher“ läuft als Release, da es ja dann auch immer über zwei Kanäle/Bands verbreitet wird. Das sieht man auch bei uns an der Resonanz zur Split und die Preorder laufen auch nicht schlecht. Wir sind immer sehr fleißig mit Songs und haben auch schon wieder neues Material am Start. Die Songs von der Split sind für uns eigentlich auch schon wieder ein alter Hut, aber es vergeht halt immer ein wenig Zeit vom Schreiben bis hin zu einem finalen Release.
Von daher werden wir jetzt erstmal einige tolle Shows und auch eine Releaseshow spielen, die Split inklusive Merch an den Mann bringen und zwischendurch neues Material schreiben für das nächste Release. Irgendwann kommt auch noch ein neues Video von uns zu der Split raus, aber da kann ich auch noch nichts zu sagen.
Seb: Ich empfinde es nicht so, dass die Split oder solche Releases generell hinter einem eigenen Release zurück bleiben. Für uns ist es wichtig, Musik zu veröffentlichen und da gibt es keine bessere oder schlechtere Releaseform. In die Zukunft gedacht ist bei uns noch alles offen. In der Tat ist eine weitere Split im Gespräch, bezüglich der zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch keine genaueren Hintergründe zu benennen sind. Wir sind offen und schauen, wonach uns der Sinn steht.
Wie empfindet ihr momentan die Deutsche Hardcoreszene? Ihr seid ja beide gefühlt schon 20 Jahre am Start – befinden wir uns 2015 in einem guten Jahr, oder sehnt ihr euch noch die alten Zeiten herbei?
Sascha: Tja, gefühlt ist gut, ha ha ha. Das mit dem „Früher war alles besser“ liegt glaube ich immer an einem persönlich, da ja auch andere Lebensumstände etc. dazu geführt haben wie die Zeiten waren, oder sich verändert haben. Klar war das früher genial nichts anderes im Kopf gehabt zu haben als mit der Band Shows zu spielen, auf Tour durch die halbe Welt zu reisen oder jedes Wochenende auf geilen Shows ne Party zu feiern. Das waren teilweise sehr geile Episoden in meinem Leben, aber die „alten Zeiten“ sehne ich mir nicht herbei.
Jetzt ist mein Leben auch sehr sehr gut, nur anders – was aber auch nicht ausbleibt mit Job und Familie. Es ist schon schwer teilweise alles bandtechnisch unter den Hut zu bekommen, so dass ich leider nicht mehr viel Zeit für andere Shows habe. Das fehlt mir schon ein wenig, aber so ist das halt. Dafür genieße ich das dann, wenn wir mit Optimist unterwegs sind und die Bude zerlegen.
Und die Deutsche Hardcoreszene? Na ja, es gibt halt viel Scheiß und viel Gutes… aber das war damals auch schon so. Egal ob Bands, die neuen Kids, immer mehr Extreme ausleben, verschiedene Styles, unnötige oder nötige Reunions, hartes Tanzen, Pits, Crews… über all die Sachen wurde sich auch schon früher beschwert, diskutiert, es geliebt, verhasst oder sonstiges. Ich denke im Großen und Ganzen ist die Szene doch gut, weil sie eine ist. Es gibt so viele coole Festivals oder Konzerte, wo es fast wie bei einem Familientreffen ist. Massig Leute, die was auf die Beine stellen mit Zines, Shows, Bands und so weiter und so weiter.
Sehr viele Leute von früher, die in meinem Alter oder noch älter sind gibt es immer noch auf den Shows, oder sie sind irgendwie noch mit der Szene verbunden. Einige sind natürlich auch ganz verschwunden, aber der Großteil läßt sich doch auch immer nochmal blicken. Von daher kann es ja nicht so schlecht sein. Und was auch immer noch gilt, nicht nur in Deutschland… man hat immer irgendwo Freunde und Support in der Szene! Überall ist man irgendwie verbunden miteinander, so schnulzig oder pathetisch sich das auch anhört.
Seb: Nicht nur gefühlt, haha. Ich bin 35 und gehöre somit in die Jungspund-Kategorie der beiden Bands, haha. Ich tue mich schwer, die Szene zu verorten. Ich fühle mich nicht immer wohl, aber eine wirkliche Alternative will und habe ich nicht. Die „gute, alte Zeit“ ist meines Erachtens deshalb so positiv konnotiert, weil damals noch alles neu und spannend war. Dieses Gefühl geht über die Jahre natürlich verloren bzw. die Momente sind rarer gesäht, in denen wieder Spannung entsteht. Ich kann für mich aber sagen, dass ich nach wie vor Lust auf die Szene verspüre. Es gibt nach wie vor sehr gute Bands und viele der involvierten Menschen gehören mit zum Besten, was unsere Gesellschaft zu bieten hat.
Wir nähern uns auch schon dem Ende des Interviews, welches ich klassisch mit etwas Brainstormen abschließen möchte. Vervollständigt bitte die folgenden Sätzen:
Die härteste Metalband der Welt ist..
Sascha: ..Bitterness Exhumed, knapp gefolgt von Malevolent Creation.
Seb: ..Optimist.
Am liebsten Esse ich..
Sascha: ..Tonnen an Käsekuchen.
Seb: ..Pussy.
Auf einer Tour darf auf gar keinen Fall…
Sascha: ..jemand in den Bus scheissen.
Seb: .. mehr als drei Shows stattfinden.
Eine Show ist für mich dann gelungen, wenn..
Sascha: ..wir es alle zeitlich geschafft haben sie zu spielen.
Seb: ..wenn die Leute mitgezogen haben.
Wenn ich meine erste Millionen mit Hardcore verdient habe, werde ich..
Sascha: ..alles was ich über die Jahre in einer Band bzgl. „Musik machen und davon leben“ gelernt habe für fehlgeleiteten Schwachsinn erklären und mich in psychiatrische Behandlung begeben.
Seb: ..lachen.
Zum Abschluss: Welche Bands würdet ihr euren Lesern noch ans Herz legen wollen, welche es sich lohnt auszuchecken?
Sascha: Puhh, viel zu viele um beim Namedropping niemanden zu vergessen. Ich kann jedem nur empfehlen hier bei uns im Ruhrpott mal die Szene auszuchecken, weil da viele coole Leute mit guten Bands unterwegs sind! Aus allen möglichen Bereichen haben wir geile Typen mit ihren Bands getroffen egal ob es Metal, Hardcore, Rock oder sonst was war.
Wie gesagt, wo soll ich da anfangen und wo enden? Über all die Jahre kommen da so viele gute Bands zusammen im Pott, Deutschland oder weltweit die es gab oder gibt, das es hier wahrscheinlich den Rahmen sprengen würde, da ich dann auch gerne immer was zu den entsprechenden Leuten sagen würde. Guckt einfach bei unseren Shows auf die Flyer, mit wem wir so zu tun haben oder was wir supporten. Meistens auch alles nur gute Bands, die es sich lohnt mal anzuhören. Und definitiv die Jungs von Bitterness Exhumed, da gibts was auf die Birne!
Seb: Da es sich bei Gabbo um einen Freund handelt, will ich hier definitiv Implore nennen. Der Mann und seine Jungs haben das Herz am rechten Fleck und opfern sich für ihr Schaffen in einer Form auf, vor der ich nur den Hut ziehen kann. Keine Band ist es meines Erachtens im zurückliegenden Jahr härter und passionierter angegangen, als sie. Zusätzlich ist die Musik natürlich ein absolutes Brett, dass so in Deutschland aktuell auch nicht abgeliefert wird.
Eine weitere, wahnsinnig gute und vor allem nette Band sind die Jungs und das Mädel von Earthship. Jan, ihr Sänger und Gitarrist hat unsere Aufnahmen für die Split gemacht und selten (außer vielleicht bei Optimist) hat man Leute getroffen, die einen so herzlich empfangen haben. Die Musik gehört für mich mit zum besten, was in ihrer Sparte aktuell in Deutschland zu finden ist. Daumen hoch!
Ich danke euch für dieses Interview und die letzten Worte gehören wie immer euch!
Sascha: Wir danken wie immer Euch für euren Support! Ihr macht da eine feine Sache und seid auch ein Grund, warum die Szene eine Szene ist!
Ansonsten natürlich danke an all diejenigen die uns unterstützen und das ganze Optimist-Dingen für uns zu dem machen was es ist! Bis dann und Glück auf …
Seb: Danke, dass du Interesse an uns bekundet hast und ihr uns unterstützt.
Markus Kasten
Für weitere Informationen checkt:
http://www.facebook.com/optimist.metal