Carcosa – s/t Review
|Carcosa sind eine ziemlich frische Hardcore-Truppe, deren Mitglieder aus den verschiedensten Ecken des Südwestens der Republik zusammengewürfelt wurden. Das macht die Proben vermutlich zu einem logistischen Kraftakt, aber ein bisschen Commitment muss halt sein. Den geografischen Umständen zum Trotz haben die Männer es geschafft nach der 2015er-Demo nun ein Fünf-Song-starkes Tape auf Ride And Hun.Music nachzulegen. Dass in der Band Member von World Eater und Blood For Betrayal aktiv sind, klingt schon mal nach einem kuriosen Mix. Die düster-esoterische True Detective-Aura, die der Bandname und das Artwork heraufbeschwören, lassen ebenfalls aufhorchen.

Nach einem kurzen Spoken Word/Rückkopplungs-Intro geht’s mit ziemlich straight nach vorne rumpelndem Hardcore, dezent-metallischen Klampfen und einer ordentlichen Portion DIY-Charakter los. Wer also aufgrund des World Eater/Blood For Betrayal Namedroppings eine „Cause For Alarm“ Beatdown-Version erwartet hat, dürfte überrascht sein. Carcosa erinnern mich irgendwie ein bisschen an punkigere, frühe Ablaze, auch wenn die sehr rudimentäre Produktion dem Sound ein bisschen Durchschlagskraft raubt. Im Stilmix finden sich neben einigen Metal-Anleihen und durchaus moshkompatiblen Parts sowohl klassische NYHC-, also auch Clevo Style-Elemente. Diese Marschroute wird im zweiten Song ziemlich straight fortgesetzt und mit flottem HC-Punk-Gedresche und einem härteren Break garniert. Erst mit „Void“ folgt ein düsteres Intermezzo mit coolen Gitarrenharmonien, das deutlich mehr der Stimmung entspricht, die ich aufgrund des Artworks und der recht misanthropischen Texte, in die ich vorher reingeschnuppert habe, erwartet hätte. Der (leider viel zu kurze Track) schippert dabei eher in Doom-Gewässern – und das steht der Band wirklich gut. Auch beim Rausschmeißer „THTF“ überraschen die Gitarren dann noch einmal mit Stoner-Licks und einem Solo. Tja, und nach knapp zehn Minuten ist der Spaß dann auch schon vorbei. Hardcore halt.
Der lyrische Grundtenor ist ziemlich pessimistisch. Die düsteren, religionskritischen und teilweise esoterisch anmutenden Themen um menschliche Abgründe versprühen tatsächlich ein wenig den Detective Rust-typischen Nihilismus. Die Serie hat die Band also vermutlich nicht nur bei der Namensgebung inspiriert.
Leider transportiert die Musik ansonsten (noch) nicht wirklich diese negativ-mystische Grundstimmung. Hier dürfen Carcosa für meinen Geschmack gern noch ein wenig das Licht herunterdimmen und etwas lebensverneinender klingen. Insgesamt fehlt mir generell noch ein wenig der musikalische rote Faden und ein bisschen Feinschliff. Insbesondere der Sound ist sehr rumpelig und erinnert eher an 90er bis Anfang 2000er HC-Demos, als an zeitgemäße Produktionen. Das ist natürlich aber auch irgendwie voll Punk. Ich finde diesen Proberaum-Vibe deswegen durchaus sympathisch und gerade für ein Tape vollkommen legitim. Trotzdem ist da sicherlich noch ein bisschen Luft nach oben.
Summa summarum kann ich den knapp zehn Minuten Hardcore durchaus was abgewinnen und würde den Sound der Band als äußerst livetauglich einstufen. Es bleibt abzuwarten, wo die Reise für Carcosa hingeht. Checkt den Stream, ordert ein Tape und geht einfach mal auf eine Show der Jungs!
01. Form
02. Fear/Hate
03. Tragedy
04. Void
05. THTF
Info & Stream