Trail Of Lies – W.A.R Review
|Kennt die alte Straight Edge-Generation eigentlich noch die Kleidungsfirma Cabal 315 aus den 90ern? Falls nicht: Cabal wurde im Jahr 1994 von Rose und Guav in New York gegründet. Das Label war der Vorreiter für alle folgenden Straight Edge-Streetwear-Projekte.
Cabal unterstütze in den 90ern unzählige Straight Edge-/ Vegan-Bands und wie man außerdem auf vielen Bildern damaliger Shows sehen kann, wurde hier und da gerne mal das Cabal 315 Jersey geripped.
Bands wie Earth Crisis und Path Of Resistance machten den Anfang und so haben sich die Cabal und die Bands gegenseitig gut gepushed – und wie die meisten Wissen ist Earth Crisis nach wie vor einer der bekanntesten und erfolgreichsten Straight Edge-/ Vegan-Bands. Wieso ich hier Hardcore-Geschichtsunterricht gebe? Ganz einfach: Wir haben 2018 und 315 lebt in Trail Of Lies aus Syracuse weiter.
Der Hype um Trail of Lies bleibt natürlich auch hier in Europa nicht unbemerkt, denn in Amerika gehören sie längst zur Königsklasse der Straight Edge-Hardcore-Szene. Ob TOL nun jedermanns Geschmack ist, bleibt natürlich abzuwarten. Dennoch gebe ich euch mit dem folgenden Review vielleicht den ein oder anderen Grund, doch mal in das neue Release reinzuhören.
„W.A.R“ erscheint auf dem amerikanischen Label Edgewood Records, das unter anderem Bands wie Regulate behaust. Für den europäischen Raum übernimmt Farewell Records den Support. Für den Preorder-Start gab es auf der Homepage von Trail Of Lies eine Spezialauflage an Platten, Shirts, Hoodies und sogar ein eigenes Zine („We are Relentless“).
Ich habe lange überlegt, ob ich mir so ein Package ergattern soll oder nicht. Das größte Interesse lag für mich an dem Zine, da es nur noch sehr selten vorkommt, dass eine Band ein Zine über sich selbst schreibt. Soweit ich mich erinnern kann, war die gesamte Preorder innerhalb von zwei bis drei Tagen ausverkauft und meine Chance auf eines der Zines gestorben – vorerst! Ihr seht: Die Szene in Amerika dreht komplett durch, wenn es um Trail Of Lies geht und ich bin gespannt wie Europa zukünftig auf die Band reagiert.
Eine Demo und eine EP mit dem Namen „Strength Through Discipline“ waren der erste Streich der Jungs aus Syracuse und in Sachen roher Gewalt kannten beide Releases keine Gnade – weder für Ohren, noch Verstand. „W.A.R“ knüpft mit der doppelten Härte an seine Vorgänger an. Schon beim ersten Song „Master Of My Destiny“ fängt der gesamte Tisch an zu wackeln und ich kann mich nicht beherrschen den simplen Refrain mit zu jaulen. Schon nach den ersten drei Songs wird mir klar, TOL machen keine halben Sachen!
Stumpfe Gitarrenriffs und grooviges Geballer lösen in mir euphorische Gefühle aus, wie ich sie bei einer neuen Band lange nicht erlebt habe. Mit „Next Generation“ wird gezielt die nachrückende Straight Edge-Szene angesprochen, „Ultradominance“ setzt dem Ganzen nochmal die Krone auf und macht kurz mal klar, wer hier der Boss ist.
Nach der ersten Hälfte kann man schon sagen, dass es sich hier um solide Hardcore-Musik handelt, dennoch fehlen mir bis dahin noch so ein bis zwei Highlights, die bei mir einen Wow-Effekt auslösen.
Gibt es hier Leser, die Wrestling-Fans sind? Eddie Guerrero (RIP) hatte so einen Move, den er Three Amigos nannte, und haargenau diesen Move machen Trail Of Lies mit den nächsten drei folgenden Songs.
Der Instrumental gespielte Titeltrack „W.A.R“ leitet den Move in Form eines Intros ein, „God Of Rage“ knüpft gleich danach an und lässt an Aggressivität einfach nicht nach und übt wahnsinnig viel Druck aus. Als wäre das noch nicht genug, lässt TOL den Berserker mit „Black Mirror“ raus und knipst dir die Lichter mit einem unfassbar fetten Beatdown gegen Ende des Songs aus.
Vielleicht etwas übertrieben, okay sehe ich ein, aber aus meiner Sicht wird hier das HARD in Hardcore groß geschrieben, außerdem wurden meine lang ersehnten Highlights endlich in die Tat umgesetzt.
„W.A.R“ schafft es von Song zu Song die Qualität zu steigern und hinterlässt für mich jetzt schon eines der Top-Alben für 2018. Wer auf die beschriebene Brutalität steht und was mit Straight Edge-Parolen anfangen kann, sollte der Band definitiv eine Chance geben.
Nach ungefähr 50 mal durchhören kann ich verstehen warum Trail Of Lies in Amerika so krank gefeiert wird – ich meine, die ersten Releases waren schon mehr als solide, aber hier hat die Band echt den Vogel abgeschossen. BELIEVE THE HYPE!
01. Master Of My Destiny
02. Run
03. Next Generation
04. Ultradominance
05. W.A.R.
06. God Of Rage
07. Black Mirror
08. Fight For Victory
Stream & Links